Philosophie
Epigenetik
Täglich ist unser Körper mit inneren und äußeren Einflüssen konfrontiert. Wenn diese intensiv und lang anhaltend sind, muss er sich langfristig darauf einstellen, um zu überleben. Diese Überlebensstrategie ist oft mit spürbaren Defiziten in der Lebensqualität, langanhaltenden Beschwerden oder sogar chronischer Krankheit verbunden.
Schnell, schnell, schnell… Warum sich die Natur dem Zeitgeist verweigert
Es ist völlig verständlich, dass Menschen, die schon sehr lange an gesundheitlichen Problemen leiden, diese schnellstmöglich gebessert haben möchten. Doch das geht leider nicht immer von heute auf morgen. Besonders dann nicht, wenn die Probleme ihre Ursache im Zellstoffwechsel haben. Dann benötigt der Körper Zeit für die Umstellung.
Der Grund dafür sind epigenetische Effekte….
Noch bis vor kurzem waren die Wissenschaftler davon überzeugt, dass die genetischen Informationen nach dem Verschmelzen von mütterlichem und väterlichem Erbgut ein für alle Mal festgeschrieben sind. Jüngere Forschungsergebnisse haben aber gezeigt, dass dem keineswegs so ist. Es wurde gefunden, dass der genetische Code zwar grundsätzlich gleichbleibt, die Möglichkeit zum Ablesen der genetischen Information aber mittels unterschiedlicher Mechanismen ein- oder ausgeschaltet werden kann.
So können im Lauf des Lebens einer Zelle oder des Organismus sowie sogar über mehrere Generationen hinweg Einstellungen entstehen, gelöscht werden und erneut entstehen – je nach dem Wechsel innerer und äußerer Einflüsse.
…. mit denen sich der Körper an langzeitig einwirkende Umstände anpasst
Im Grunde handelt es sich dabei um die Anpassung des Organismus auf die individuelle Lebenssituation. Verschiedene Umweltfaktoren können epigenetische Veränderungen hervorrufen. Dazu zählen beispielsweise Giftstoffe, die Ernährungsweise, der Lebensrhythmus, körperliche Aktivität und Stress. Studien haben ergeben, dass beispielsweise sozialer Stress zu Veränderungen der DNA-Struktur führen kann, einschließlich Veränderungen der DNA-Methylierung und der Muster der Histonmethylierung und -acetylierung. Diese epigenetischen Mechanismen sind ein Weg auf molekularer Ebene, um die individuellen Gegebenheiten biologisch einzubetten und so das Überleben zu sichern. Die Einschränkung der Lebensqualität bis hin zur Entstehung chronischer Erkrankungen sind dabei Nebeneffekte, die die Natur billigend in Kauf nimmt. Glücklicherweise handelt es sich dabei aber nicht um ein unabwendbares Schicksal, denn die epigenetischen Veränderungen sind grundsätzlich umkehrbar.
Um Heilung zu erreichen, sind zwei Aspekte von elementarer Wichtigkeit
Erstens, die Faktoren, die zur epigenetischen Veränderung geführt haben, müssen identifiziert und nachhaltig ausgeschaltet werden. Und zweitens sollte im Bewusstsein sowohl des Therapeuten, als auch des Patienten die Erkenntnis verankert sein, dass epigenetische Effekte nicht auf die Schnelle wie mit einem Schalter um- oder abgeschaltet werden können. Schließlich hatte sich der Organismus mit seiner molekularen Reaktion auf die Langfristigkeit der widrigen Umstände eingestellt. Jetzt muss er quasi durch beharrliche Veränderung der Gesamtsituation davon überzeugt werden, dass sich die Lebenssituation grundsätzlich verändert hat und ein gefahrloses Umschalten auf die vormalige, meist als besser, angenehmer oder leistungsfähiger empfundene Situation möglich ist. Um beispielsweise zum alten Energielevel zurückzufinden, reden wir über Zeiträume von sechs bis zwölf Monate. Das sollte aber kein Grund zur Resignation sein, denn es handelt sich um einen Prozess, auf dessen Weg bei konsequentem Beschreiten schnell erste Besserungen spürbar werden.